Ein wenig Geschichte ...
Eine „Burg“ ist auf dem Bürgelnberg nicht nachzuweisen. Vermutlich spielt in den Namen das althochdeutsche Wort “burgi” hinein, als Ortsangabe „bei einer befestigten Anlage“. Damit könnte eine der benachbarten keltischen Fliehburgen gemeint gewesen sein. Gesichert ist aber eine uralte Kapelle, die seit grauer Vorzeit hier auf dem Berg stand. War sie nach der Christianisierung aus einem heidnischen Heiligtum hervorgegangen? Wir können es nur ahnen. Die edelfreien Herren von Kaltenbach hatten dort ihre Grablege. Dieses reich begüterte Rittergeschlecht war aus einem Familienverband von Grundherren im Eggenertal hervorgegangen. Es hatte am Ende des 11. Jahrhunderts seinen Sitz in ein Seitental der Kander im Schwarzwald verlegt. Werner von Kaltenbach, der alte Ritter, und seine beiden Söhne Werner und Wipert spielten am Oberrhein eine bedeutende kirchlich/politische Rolle. Vater, Mutter und Söhne, fast die ganze Familie, traten dann um das Jahr 1125 als Konversen in das Benediktinerkloster St. Blasien ein. Sie stifteten dem Kloster all ihren Besitz mit dem Bürgelnberg und den dazu gehörenden Ländereien, auch Grundbesitz jenseits des Rheins, im Elsass und in der heutigen Schweiz. Die Mönche gründeten auf dem Berg eine Zelle und bauten eine neue Kirche, die sie dem heiligen Johannes Baptist und dem heiligen Johannes Evangelist weihten. Aus der Zelle wurde bald eine Propstei, eine klösterliche Einrichtung zur Verwaltung der umliegenden Ländereien.
Die Zelle Bürgeln wird schon in einer Urkunde des Königs und späteren Kaisers Lothar III. vom 2. Januar 1126 erwähnt. In der Mitte des 12. Jahrhunderts beschreibt der aus St. Blasien stammende Mönch Conradus in einer Handschrift, dem „Chronicon Bürglense“, die spannende Stiftungsgeschichte.
Im Jahre 1762 beauftragten Fürstabt Meinrad Troger und der Bürgeler Propst Aloys Mader (Porträts im Bildersaal) den in Südwestdeutschland viel beschäftigten Baumeister Franz Anton Bagnato mit dem Neubau der Propstei Bürgeln. Es entstand ein nobler frühklassizistischer Schlossbau mit spielerischem Rokokodekor. Ausgestattet wurde er in der Amtszeit Martin Gerberts, des in der Klostergeschichte wohl bedeutendsten Abtes. Das Gebäude diente bis zum Ende der Klosterzeit als Nebensitz der Fürstäbte. In der kalten Jahreszeit zogen sie sich gerne aus dem Hochschwarzwald in das gemäßigte Klima zurück.
Nach der Säkularisation ließ die neue großherzoglich badische Verwaltung als Rechtsnachfolgerin des Klosters das Haus versteigern. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam das Anwesen unter verschiedenen Eigentümern und Nutzern immer mehr herunter. Von 1912 an versuchte man zunächst noch vergeblich, das Haus zu sanieren und umzugestalten. In dieser Zeit entstand der Ostanbau, der heute den Gleichensteinsaal beherbergt. Endlich aber fanden im Sommer 1920 geschichtsbewusste und heimatverbundene Menschen zur Rettung Bürgelns zusammen. Durch eine Sammlung konnte unter großer Beteiligung der Bevölkerung in kurzer Zeit der geforderte Kaufpreis zusammengebracht werden. Es gründete sich der gemeinnützige Bürgelnbund, der wirtschaftlicher Eigentümer der großen Anlage wurde und es bis heute ist. Zur endgültigen Sanierung gewann man Kommerzienrat Dr. h. c. Richard Sichler . Sichler, ein damals bekannter Industrieller und vorübergehend Generaldirektor der Dresdner Lingner-Werke („Odol“), pachtete Bürgeln auf Lebenszeit und investierte zur Sanierung und Ausstattung der Gebäude und des Schlossparks einen großen Teil seines Vermögens. Er beschäftigte dabei bedeutende Architekten, Künstler und befähigte Handwerker. Die sehr aufwändigen Arbeiten dauerten sechs Jahre. In einer Zeichnung von Theodor Veil aus dem Jahre 1921 ist bereits die Terrasse vor dem Schloss geplant, zu der eine geschwungene Freitreppe führt.
Die Urne des Mäzens wurde nach seinem Tod im Jahre 1952 in der Schlosskapelle beigesetzt.